Kleiner Bahnhof mit großer Geschichte

  • Guten Abend Eisenbahner,


    ich präsentiere hier mein Projekt, welches ich speziell für meine Strecke von Braunschweig über Magdeburg nach Berlin Hbf kreiert habe. Ich will es bei Zeiten auch hier zum Download veröffentlichen, soweit es möglich ist, jedoch müsste man mir ganz dringend bei einer Kleinigkeit helfen (bereits angesprochen).
    Ich will mal wissen, ob hier jemand den Bahnhof anhand der Architektur erkennt und mir sagen kann, welche Geschichte hinter diesem Gebäude und der dazugehörigen Bahnhofsanlage steckt. (Ich weiß es :face_with_tongue: würd gerne wissen, ob ihr es wisst :winking_face: ) Kleiner Tipp: Die jüngste Geschichte von diesem Bahnhof hat ein gleichnamiges Autobahngegenstück.


    Zum Projekt selbst: Ich werde neben diesem Empfangsgebäude noch weitere Objekte erstellen, die zum Bahnhof dazugehören/gehörten. Wenn Interesse eurerseits besteht und ihr mir auch helfen könnt bei meinem Sketchup Problem, um eine Fertigstellung zu ermöglichen, dann würde ich die Objekte als CDPs hier anbieten.

  • Nun, eine gewisse Ähnlichkeit besteht zum alten Bahnhof Marienborn,
    in Sachsen-Anhalt. Der Bahnhof diente den DDR Grenzorganen als
    Kontrollbahnhof für Reise- und Güterzüge. Eine Flucht in den Westen
    war hier so gut wie ausgeschlossen.

    Einmal editiert, zuletzt von joachim ()

  • 100 Punkte, ja es ist der alte Bahnhof Marienborn in Sachsen Anhalt (ja es ist noch kein 1:1 nachbau, muss da in den nächsten Wochen wieder hinfahren um bessere Fotos für Texturen und von der Geometrie zu bekommen)


    Das Gebäude selbst ist im späten 19. Jahrhundert errichtet worden. Von dort aus kam man nach Westen aus bis Braunschweig, Richtung Osten nach Magdeburg. Bis 1962 war auch von dort der Personenverkehr von Marienborn nach Beendorf am Lappwald, wurde jedoch durch die Grenzschließung eingeebbt. Bis 1970 verlief von Marienborn noch der Güterverkehr bis Beendorf. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der kleine Bahnhof zum wichtigen Grenzübergang, vorrangig für Militärtransporte, ausgebaut. Ab dann lief über Marienborn der Transitverkehr neben den Militärtransporten, sowie die Linie von Marienborn nach Magdeburg für die Bewohner des GSG (Grenzsperrgebiet) und der Kohletransport zum 8km entfernten Kraftwerk Harbke. Durch diesen Grenzbahnhof bekam auch sinngemäß die Grenzübergangstelle Autobahn den Beinamen Grenzübergang Marienborn (obwohl das Dorf Morsleben, wo heute Radioaktive Abfälle gelagert werden, die naheliegendere Ortschaft ist). Im Gegensatz zu dem Grenzübergang Autobahn war der Grenzbahnhof nicht der größte Grenzbahnhof der DDR und Europas, das war diesbezüglich der ehem. Grenzbahnhof Oebisfelde, an der Grenze zu Wolfsburg.


    Zur Bahnhofsanlage:
    Das Empfangsgebäude aus Fachwerk war vor dem Krieg der eigentliche Bahnhof gewesen, danach beherbergte das Gebäude die Gleise für die DDR-Binnenfahrten nach Wefensleben oder Magdeburg. Auf dem gegenüber liegendem Gleis wurde nach dem Mauerbau ein neues Stellwerk errichtet (B2). Weiter richtung Osten war der eigentliche Grenzbahnhof, bestehend aus 6 Gleisen, die ersten vier gehörten zur Güterabfertigung, dann folgte ein GSZ (GrenzSignalZaun) und die letzen zwei Gleise waren für die Personenabfertigung gedacht (von l. nach r. Bild 3) Am Bahnsteig war die Wechselstube angeschlossen mit dem Zoll. Am östlichsten Bahnhofspunkt war das Befehlsstellwerk (B1), wo die Fahrdienstleiter und Weichenwärter mit den Grenzsoldaten Schicht hatten. Hinter dem Stellwerk wurde ein zusätzlicher BT9 Wachturm errichtet. Am Rand des Bahnhofs standen noch Garagen und Bereitschaftseinrichtung der Grenztruppen. Zwischen dem Grenzbahnhof und dem Binnenbahnhof stand noch eine Reiterplattform der Truppen. Richtung westen wurde Gleis 1 durch eine Schutzweiche (sog texanische Weiche) gesichert, Gleis 2 sicherte die Abfahrt richtung Harbke. Nach der Wende wurden die meisten Objekte des Grenzbahnhofs abgerissen, lediglich im Unterholz findet man noch die alten Barracken, die Wechselstube mit Zoll sowie die Bereitschaftsgebäude der NVA. Die Bahnsteige vom alten Empfangsgebäude wurde abgerissen, der alte Bahnsteig vom Grenzbahnhof zum modernen DB Bahnsteig (unbedacht) umgerüstet. Lediglich alte Verankerungen der elektrisch gesteuerten Tore erinnern an den alten Grenzbahnhof. Die Gleisanlage auf 3 Spuren verkürzt, die alte Ladestraße neben der Reiterplattform sowie die Reiterplattform und Grenzsicherungsanlagen abgerissen. Auch der Bahnsteig der Güterkontrolle wurde dem Erdboden gleich gemacht. Die DB errichtete an Gleis 3 den 2. neuen Bahnsteig. Die Gleise richtung Harbke wurden in den 2000er abgebaut.



    Heute ist der Bahnhof wieder so klein wie vor dem Krieg und es erinnert auf dem ersten Blick nichts mehr an die Geschichte von vor über 25 Jahren. Das Empfangsgebäude steht zwar unter Denkmalschutz, jedoch verfällt es von Zeit zu Zeit. Die Strecke Marienborn nach Magdeburg war übrigens die erste Strecke Deutschlands, die mit dem neuen KS-Signalsystem ausgestattet worden ist

  • Das ist das Original, wie es jetzt steht :) Leider haben sie einiges am Gebäude abmontiert, wie den Holzbogen an der einen Seite unterm Dach

  • Besonders viel existiert vom früheren DDR Grenzkontrollbahnhof nicht mehr, hier allerdings hätte ich
    für Dein Projekt Marienborn, ein Foto vom alten Schrankenposten/Stellwerk B 2, dass ich kurz nach der
    Wende im Jahre 1990 aufgenommen habe.


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  • Danke, aber ich hab noch ein paar von meiner Mutter, sie hatte damals von 1986 bis 1990/91 da gearbeitet

    Einmal editiert, zuletzt von DR-fan95 ()