Bahn Tv in Fahrt

Nein, das waren zwei verschiedene Bereiche.

Die Deutsche Bundesbahn produzierte für Mitarbeiter und die interessierte Öffentlichkeit eigene Filme, zu technischen Themen. Diese Filme gehörten zur Gattung "Industriefilm" und hatten zumindest in einzelnen Fällen durchaus cineastischen Touch. Andere waren nüchtern und informativ und trotzdem gut, z.B. "Rangierbahnhof Maschen" von 1977, mit Prädikat "besonders wertvoll" und diversen Industriefilmpreisen. Außerdem im Bestand einige Klassiker. Ganz bekannt "Das Stahltier" von 1935, also aus Zeiten der Deutschen Reichsbahn vor dem Krieg.

Simple Führerstandsmitfahrten als Massenproduktion gab es da noch nicht. Die erforderten Videotechnik und Bänder, die lange liefen. Filmrollen wären für diese Zwecke viel zu kurz gewesen. Man konnte ja dem Tf schlecht alle paar Minuten sagen: Halt mal an, ich muss den Film wechseln.

Zurück zum Bundesbahnfilm: Um die anzuschauen, benötigte man einen Filmprojektor für 16 mm oder - noch wuchtiger - für 35 mm. Hat man als Privatmann nicht. Aber als studentische Gruppe kamen wir über die Hochschule an so was ran.

Also mit Interessenten zusammengesetzt, Termin gemacht, im Katalog geblättert, Filme bestellt, Projektor reserviert, und Zuschauer eingeladen.

Das heißt aber nicht, dass nicht schon vor der Videotechnik so etwas wie filmische Führerstandsmitfahrten versucht wurden.

Das London-Transport-Museum bietet in seinem Archiv eine Reise auf der Metropolitan Railway, weitgehend identisch mit der heutigen Metropolitan Line der U-Bahn. Dieser Film stammt von 1910!

London Transport Museum : A trip on the Metropolitan Railway, 1910, 13:42 min

Da auch hier bei Ende der Filmrolle nicht angehalten wurde, gibt es Lücken.

Ich finde dieses 100 Jahre alte Filmdokument fantastisch. Die Leute auf den Bahnsteigen tragen keine historischen Kostüme aus dem Fundus der Requisite, sondern sind ganz echt. Spannend auch die Signaltechnik. Man stellt fest, dass die Eisenbahn offensichtlich ausentwickelt war.