Dire Dawa Railway station.
Dire Dawa ist richtig. Wenn man genau hinschaut, kann man den Namen
auch oberhalb des Bahnsteigdachs erahnen, in der französischen
Schreibweise Dire Daoua.
Einen Hinweis auf
die Lösung gab es: In der Erklärung zum Bild von der Stadtbahn in
Addis habe ich die alte Bahnstrecke erwähnt und den Namen Dire Dawa
genannt. Aber keine Sorge, auch ich hatte den Namen Dire Dawa vor
dieser Reise nie gehört. Tatsächlich galt Dire Dawa lange Zeit als
zweitgrößte Stadt Äthiopiens. Dabei existierte der Ort vor dem Bau
der Eisenbahn vor 120 Jahren praktisch nicht.
Äthiopien, auch
unter dem bei uns früher üblichen Namen Abessinien bekannt, war nie
Kolonie. Nur zwischen 1936 und 1941 hielten es die Italiener besetzt.
Die Eisenbahn wurde unter Kaiser Menelik 1896 begonnen, siehe
Andeutung von ujb1. Zuerst von einem Schweizer vermessen, dann von
französischen Firmen mit französischen Staatskrediten in Meterspur
gebaut, von Dschibuti zunächst bis Dire Dawa. Dschibuti war
französische Kolonie und natürlich hatte Frankreich ein Interesse
daran, Einfluss in Äthiopien zu gewinnen. Dire Dawa entwickelte sich
zum Hauptstützpunkt der Bahn. Die endgültige Fertigstellung bis
Addis Abeba erfolgt erst in den 1920er Jahren. Es sind immerhin 800km
Gesamtstreckenlänge.
Nach dem zweiten
Weltkrieg setzte ganz allmählich der Verfall ein. Diverse Quellen
geben heute an, die Strecke sei komplett stillgelegt. Das ist aber
nicht richtig. Stillgelegt ist sie von Addis Abeba bis Dire Dawa,
sowie der Abschnitt in Dschibuti. Die Trasse ist aber nicht wirklich
abgebaut, sondern verrottet einfach. Das brutalste war der
chinesische Neubau in Normalspur in den letzten Jahren. Dessen neue
Trasse verläuft meist parallel zur alten, kreuzt sie mehrfach, und
hat die alte Trasse einfach untergepflügt. Mit Ausnahme des weiter
betriebenen Teils. Hier gab es ein Entwicklungsprogramm der EU vor
etwa 10 Jahren, die alte Bahn zumindest teilweise wieder flott zu
bekommen. Der Oberbau nordöstlich von Dire Dawa wurde in Teilen
erneuert, und von Dire Dawa bis zur Grenze konnte das Ende
aufgehalten werden. Selbst die Chinesen mussten hier zurückstecken.
In einem engen Abschnitt nahe der Grenze durfte für den Neubau die
alte Trasse nicht zerstört werden, sondern musste umverlegt werden.
Auf der
Meterspurbahn verkehrt zwischen Dire Dawa und der Grenze zweimal die
Woche ein Zug, eine Art GmP, oder anders ausgedrückt: für „Reisende
mit Traglasten“. Manchmal fährt er auch nicht, wenn in der
Regenzeit wieder mal das Gleis unterspült wurde.
In unserem
Reiseprogramm war nur vorgesehen, in Dire Dawa Erkundigungen
einzuziehen, und, sofern einigermaßen pünktlich, die Ankunft des
Planzuges abzuwarten. Bahnhof und Betriebswerk sind kein „Museum“,
hinein kommt man nur mit Anmeldung oder über gute Kontakte. Letztere
ermöglichten unseren Besuch, auch ohne Planzug, der hoffnungslos
verspätet war.
Der Besuch wurde
dann sehr ausgiebig. Es entstand zudem die Idee, einen eigenen Zug
auf die Beine zu stellen, um zumindest mal ein paar Kilometer auf der
alten Trasse zu fahren. Das wurde für den folgenden Tag vereinbart.
Wir Reisenden begaben uns dann, deutlich später als im Programm
vorgesehen, nach Harar, UNESCO Welterbe, für ein wenig
Kulturprogramm.
Das Rätselphoto
zeigt unseren Sonderzug, abfahrbereit im Bahnhof, am Tag darauf. Man
wollte uns etwas Gutes tun, und hatte das einzige Vehikel mit
gepolsterten Sitzen an die Lok gehängt. Dass es ein Triebwagen war,
auch wenn der sich aus eigener Kraft schon seit vielen Jahren nicht
mehr bewegen konnte, musste man in Kauf nehmen. Natürlich wären uns
authentischere Wagen der Holzklasse lieber gewesen. Anderseits gab es
die betriebliche Herausforderung der Rückfahrt, denn da musste
geschoben werden. Im Zielbahnhof der kurzen Sonderfahrt nämlich war
das zweite Gleis schon lange nicht mehr befahrbar, so dass an
Umsetzen nicht zu denken war. Bei der schlechten Gleislage in den
nicht erneuerten Abschnitten war unser Kurzzug aus betrieblicher
Sicht von Vorteil.
Der Bahnhofsvorplatz
Im Depot
Bahnhof, Gleisseite
Ziel-Bf der Sonderfahrt, Umsetzen nicht möglich
Rückfahrt, geschoben. Das Flussbett war eien halbe zuvor noch komplett ausgetrocknet. Der kräftige Schauer - dunkle Wolken im vorigen Bild - zeigt Wirkung