Faszination Fahrplan

  • Hallo Forum,


    zur Eisenbahn gehören auch Fahrpläne. Sonst wäre Chaos. Aber kaum jemand weiss, wie Fahrpläne erstellt werden und welche Arten von Fahrplänen es gibt. Ich eröffne hier mal dazu ein Thema, das ich weiter ergänze werde. Natürlich sind auch Eure Hinweise und Anregungen gefragt.


    Der wichtigste Fahrplan war und ist der Laien kaum bekannte Bildfahrplan - auf neudeutsch vom Unternehmen "Zukunft" in Trassengrafik umbenannt. Er war und ist zudem die wichtigste Arbeitsunterlage für Fahrdienstleiter und Dispatcher/Disponten in Leitstellen. Mich haben Bildfahrpläne schon immer fasziniert, da sie den gesamten geplanten Betriebsablauf einer genau definierten Strecke wiedergeben. Früher war die Konstruktion der Bildfahrpläne richtige Handarbeit, wo auch alle Nachbarbereiche eng zusammenarbeiten mussten, um z.B. einen durchgehenden Zuglauf von Hamburg nach München zu "bauen". Heute übernimmt das moderne Konstruktionssoftware bei der Deutschen Bahn. Ich selbst habe während meines Fernstudiums 1982 bis 1987 noch die Fahrplankonstruktion per Hand gelernt - mühsam aber spannend, sage ich Euch. Bei der Fahrplankonstruktion sind u.a. die fahrdynamischen Parameter der Triebfahrzeuge mit den entsprechenden Lasten sowie sämliche Widerstände, die ein Zug zu überwinden hat zu berücksichtigen wozu u.a. gehören: Bogen-, Weichen, Strecken- und Steigungswiederstände. Vielleicht scanne ich mal eine alte Belegarbeit von mir ein. Ich habe einen uralten Bildfahrplan (neben neueren Fahrplänen), den ich jetzt mal am PC nachgezeichnet habe - scannen war nicht so gut. Es ist die Strecke Nauen - Wittenberge - Bad Kleinen von 1967 - also kurz vor meinem Lehrbeginn in Neustadt (Dosse). Auf der x-Achse ist die Strecke dargestellt und auf der y-Achse die Zeit. Die Linien sind die Zugfahrten: blau Güterzüge, schwarz Reisezüge, dicke Linien schnellfahrende/wichtige Züge, dünne Linien normale Züge. Diese Zeit-Weg-Linien sind beschriftet mit Zugnummer (Geschwindigkeit/Baureihe/Last des Wagenzuges). Am Anstieg der Zeit-Weg-Linie kann man die Geschwindigkeit erkennen: flache Linie höhere Geschwindigkeit, steilere Linie niedrige Geschwindigkeit. Zu dieser Zeit verkehrten fast nur Dampflokomotiven. Die einzige Diesel-Lokomotive war die V 180. Im Einsatz war sogar noch die BR 43 - siehe Zug Gag 7974 mit 3.000 t. Sehr interessant auch die Lokwechsel der Züge Berlin - Hamburg - Berlin in Wittenberge Nordbahnhof. So spannt der von Berlin kommende D 166 zwischen 10:43 und 10:52 von der BR 01 auf die BR 03 um. Lokwechsel in 8 min und das mit Dampflok !! Das möchte ich heute mal sehen. Bei Halten (unterschieden in Betriebs- und Verkehrshalte) werden die Zeit-Weg-Linien mit geschwungenen Linien verbunden. Es gibt noch weitere Symbole wie Doppelpfeile, die Zugmeldestellen bezeichen und Rauten, die Zugfolgestellen (Blockstellen) bezeichnen. Ja, Ihr seht richtig. Diese Rauten gibt es sogar auf den Bahnhöfen Neustadt (Dosse) und Wittenberge. Die durchgehende Streckengleise waren in einigen Bahnhofsteilen so lang, dass dort im Bahnhof Streckenblock vorhanden war. Damit habe ich damals sogar meinen Fachlehrer überrascht. In Neustadt (Dosse) war das zwischen den Stellwerken Mitte und Süd. Ich durfte auf diesem Gleis auch nicht rangieren - es war Strecke und erforderte Signal- und Blockbedienung. Ich könnte stundenlang darüber schreiben. Aber nun reicht es erst einmal.


    Dann würde ich mich über Euer Interesse freuen. So wie ich Zeit habe, folgen von mir weitere Beiträge zu diesem Thema.


    Viele Grüße


    Norbert




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