Vorbildgerechte Weichen und Gleisanlagen

  • Ich eröffne hier eine Themenreihe zum vorbildgerechten Weichen- und Gleisanlagenbau. Viele Anlagen sind wirklich sehr schön gestaltet, so dass ich manchmal etwas neidisch werden könnte. Aber dann sehe ich mir den Gleisbau näher an und stelle fest, dass manche Weichen und Bögen in der Realität nicht befahrbar wären, weil die Gleisgeometrie allen physikalischen und mathematischen Gesetzmäßigkeiten widerspricht. Denn Gleisanlagenbau ist Physik und Mathematik. Heute beginne ich mit dem Bau einer einfachen Weiche. Es ist die am häufigsten verwendete Weiche 1:9 mit 190 m Bogenradius - wenn jemand Kurve bei der Eisenbahn sagt, bekomme ich Zahnschmerzen. Diese Weiche kann im abzweigenden Gleisbogen mit 40 km/h befahren werden. Warum das so ist, erkläre ich später.


    Zum Gleisbau verwende ich keine der bekannten Schablonen, weil das zu viele Fehler ergibt, wenn man weitere Weichen anschließen will. Ich verwende gerade feste Gleise mit 500 oder 1000 m Länge.


    Ich werde hier noch weitere Beiträge schreiben, die vielleicht Euer Interesse finden. Das würde mich sehr freuen.


    Viele Grüße


    Norbert


    1.Schritt: Verlegen einer festen Geraden
    Weichenbau-001.jpg
    2.Schritt: Hinzufügen einer weiteren festen Gerade
    Weichenbau-002.jpg
    3.Schritt: Drehen der zweiten Geraden auf den künftigen Weichenwinkel von 7 Grad - exakt müssten es 6,6 Grad sein. Das fällt aber nicht auf
    Weichenbau-003.jpg
    4.Schritt: Verschieben der "abzweigenden" Geraden und Verlegen des geraden Gleises über das feste Gleis
    Weichenbau-004.jpg
    5.Schritt: Weichenanfang und Weichenende markieren/festlegen
    Weichenbau-005.jpg
    6.Schritt: Bogengleis verlegen - die beiden festen Geraden bilden die Tangenten des Bogens
    Weichenbau-006.jpg
    7.Schritt: Entfernen der festen Geraden - die Weiche ist vorbildgerecht gelungen
    Weichenbau-007.jpg
    8. Nachprüfung meiner Behauptung mittels zweier fester Geraden: 198,5 m statt 190 m - ich könnte noch etwas korrgieren, lasse das hier aber so
    Weichenbau-008.jpg
    9. Zu einer vorbildgerechten Weichen gehören natürlich Herzstück, Radlenker, Weichenantrieb und Weichenlaterne
    Weichenbau-009.jpg
    10. Nochmals Nachmessen: 10,5 m von Weichenanfang bis Weichenmitte und 16,6 m von Weichenmitte bis Weichenende entsprechen exakt dem Vorbild
    Weichenbau-010.jpg
    11. Und so kann es aussehen, wenn man vorbildgerecht baut - Richtungsgruppe meines Euch bekannten Bahnhofs Neustadt/Dosse
    Weichenbau-011.jpg

    2 Mal editiert, zuletzt von BR52 ()

  • Zum Gleisbau verwende ich keine der bekannten Schablonen, weil das zu viele Fehler ergibt, wenn man weitere Weichen anschließen will.


    Interessanter Weichenbau deinerseits. Ich verwende aber die Weichenschablonen von Christian (ChWerwick) und denke mal, das ich damit auch das Vorbild gut nachbauen kann. :)

  • Hallo in die Runde,


    es ist natürlich jedem selbst überlassen, welche Variante er beim Weichenbau verwendet.
    Vielen Dank Norbert für deine ausführlichen Erklärungen. Diese Version des Weichenbaus kannte
    ich auch noch nicht. :)


    Die Schablonen von ChWerwick sind sehr genau. Mit Sicherheit erfordert es eine Menge
    Konzentration, wenn man mit den Schablonen mehrere Weichen hintereinander baut. Ich
    selbst habe dann oft an der falschen Stelle einen Splinepunkt gesetzt.


    Bei mir half nur das ständige arbeiten (üben) mit den Schablonen.


    Ich freue mich auf weiter Tipps in diesem Beitrag.


    Grüße
    Chris

  • So hat jeder seine Erfahrungen. Es muss ja niemand so bauen wie ich, sondern ich zeige, wie es schnell und vorbildgetreu geht. Ich habe alle in TRAINZ vorhandenen Schablonen ausprobiert und hätte/habe die teils komplizierten Gleisanlagen meines Vorbildbahnhofs Neustadt/Dosse damit nicht hinbekommen. Das war mir zuviel umständliche Fummelei. Ich zeige später, wie man innerhalb weniger Minuten die kompliziertesten Weichenstraßen mit unterschiedlichen Gleisabständen und Weichenwinkeln ohne eine einzige Schablone bauen kann.

  • Der Bahnhof Neustadt/Dosse sieht nun wirklich vorbildgetreu und exzellent aus, Norbert.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Norbert, sicher kann man ziemlich schnell und sicher vorbildgerechte Weichenstraßen ohne Schablonen und nur mit Kenntnis der Maße der Weiche und des Verhaltens von Splines in Trainz bauen. Jedoch kommt dabei hinzu, dass es bei so verbauten Weichen nicht einfach ist, die Schwellen der abgehenden Stränge übereinander zu legen. Auf Deinen Bildern sieht man, dass die Schwellen nicht übereinander liegen. Dem Einem mag so etwas egal sein, wenn die Geometrie sonst stimmt - der Nächste legt großen Wert gerade darauf.


    Um aber gerade dieses Zickzackmuster zu vermeiden, welches entsteht, wenn die Längen der abgehenden Gleisabschnitte unterschiedlich sind, ist man in den früheren Trainztagen auf die Idee der Weichenschablonen gekommen, da mit solchen nicht nur die Geometrie genau eingehalten wird, sondern auch gleichzeitig das stimmige Bild der Übereinanderliegenden Schwellen hergestellt werden kann.


    Wem das nicht bewusst ist, mögen die Weichenschablonen unnötig kompliziert und eher lästig vorkommen. Doch wer eben auch den Anspruch auf ein abgerundetes Bild bei den Schwellen hat, wird nach etwas Einarbeitung feststellen, dass solche Schablonen gerade auch in komplexen Weichenstraßen einsetzbar sind wie ein Schweizer Taschenmesser.


    cheers
    Christian

  • Auf einer realtiv kleinen Strecke repsektiven kleinen Karte zeigt die von Norbert aufgezeigte Variante sicher eine Alternative auf. Wenn man jedoch an Strecken / Karten "arbeitet" welche ein komplexes Gleisbild (nicht nur in der Länge des Gleisbildes sondern auch deren Häufigkeit) so kommt man gar nicht an einem Standardisierten Verfahren vorbei. Jedoch kann und ist ein Gleisbild eine ewige "Baustelle" auf einer Karte ...


    Dies ist durch Weichenschablonen gegeben. Der Punkt der Genauigkeit von Schwellen wurde schon angesprochen, und dies ist in meinen Augen für ein Gleisbild schon enorm wichtig.


    Den Vergleich mit einem "Schweizer Taschenmesser" von Christian können wir in unserem Fall nur unterschreiben. Man muss aber auch bedenken, dass jeder für Trainz andere Prioritäten legt.

  • Ich möchte mich auch mal dranhängen mit einer kleinen Beschreibung dazu, wie ich eine EW 1:12-500 für 60kmh baue. Mit ein wenig Übung schafft man das reine verlegen der Gleise mit zwei verschiedenen Gleistypen in genau 60 Sekunden (Mit Stoppuhr überprüft! :grinning_squinting_face: ). Für Grenzzeichen, Radlenker und Weichenantrieb kommen weitere 45 Sekunden hinzu. :winking_face:


    1. Setzen der Schablone
    Danielmueller_20140715_0001.jpg


    2. Setzen der Gleise über die (gelben) Kreuze.


    Danielmueller_20140715_0003.jpg


    3. Die anderen Splinepunkte setze ich in diesen Fall an das Ende der blauen Linie. Dieses Ende nehme ich als Hilfspunkt, einfach damit ich die Schwellen genau übereinander gelegt bekomme. Alternativ kann man auch jeden anderen Fixpunkt an der Schablone nutzen.


    Danielmueller_20140715_0004.jpg


    4. schnell das Grenzzeichen an der Markierung setzen


    Danielmueller_20140715_0006.jpg


    5. Weichenantrieb setzen. Als kleines Detail, wenn auch nicht vorbildgerecht und zweckentfremdet, nutze ich die cxx W Gestaenge um ein wenig die Mechanik am Antrieb zu imitieren.


    Danielmueller_20140715_0007.jpg


    Fertig sieht das ganze dann so aus (Splinepunkte).


    Danielmueller_20140715_0014.jpg


    Danielmueller_20140715_0012.jpg


    Danielmueller_20140715_0013.jpg


    Außerdem empfehle ich das Absenken des Zweiggleises um 0,01m um das Flackern zu reduzieren.


    Will man Weichen mit samplaire-Gleisen bauen, ohne dass die Schwellen wild durcheinander liegen, kommt man um eine solche Schablone nicht herum.



    Grüße
    Daniel :winking_face:

  • linus73: Genau diese Methode bevorzuge ich auch. Nicht nur dass die Weiche eine korrekte Form aufweist, auch laufen die Schwellen in einander, was mir bei der ganz oben von BR52 beschriebenen Vorgehensweise fehlt. Noch dazu lässt sich mit Hilfe dieser Weichenschablonen ein Weicheinvorfeld oder sogar der gesamte Gleisplan eines Bahnhofs ganz präzise vordefinieren, sodass nur noch die Tracksplines gezogen werden müssen.


    Grüße

  • Also erstmal danke an BR52 für seine mühe des erstellens eines Tutorials. Ich persönlich benutze nochmals andere Weichenschablonen, und zwar die, die es auf ecsjoko gab. Der einzige Nachteil dabei ist, dass es nur 1:7,5, 1:12 und 1:18,5 gibt, aber die Weichen lassen sich sehr leicht und präzise verbauen. Früher hatte ich auch die Weichenschablonen von ChWerwick verwendet, jedoch war es sehr viel Fummelei mit diesen ein ganzes Gleisfeld zu modellieren, da man dafür den genauen Abzweigwinkel benötigt und man sich evtl. auch mal verklickt und die Schwellen wiedermals nicht übereinander liegen.


    Lg