Am 22.09.11 gab es ein schweres Zugunglück in Bleicherode, wo ein Güterzug auf einen stehenden Güterzug fuhr. Ihr habt sicher davon gehört, gelesen, gesehen. Ich kenne jemand, der bei diesem privaten Unternehmen arbeitet und hoffe, dass ihm nichts passiert ist.
Es werden wieder Fragen auftauchen nach der Sicherungstechnik, wie beim schweren Unglück zwischen Magdeburg und Halberstadt. Dazu will ich mal sagen, dass ich als Stellwerksmeister und Fahrdienstleiter 1972 begonnen habe, als es weder Zugfunk, Rangierfunk, PZB, LZB, Gleisfreimeldeanlagen, automatische Schranken usw. gab. Und dennoch gab es nicht mehr Bahnbetriebsunfälle als heute, obwohl wir damals viel mehr Güterzüge gefahren sind. Jede Technik ist eine trügerische Sicherheit. Man verlässt sich zu sehr und weiß oft nicht mehr, wie man sich im Störungsfall verhalten soll. Deshalb halte ich den Ruf nach mehr Sicherheitstechnik für nicht unbedingt den richtigen Weg. Viel wichtiger ist eine gute Ausbildung und die Sensibilisierung für eine hohe Verantwortung. Ich erinnere mich an Schichten bei dichtem Nebel, wenn ich meinem Stellwerksbezirk manchmal gleichzeitig 4 ... 5 Dampfloks hatte von/zum Bahnbetriebswerk, zwischenduch noch 2 Zugfahrten stattfanden und dann noch eine Rangierabteilung von Gleis 24 Gbf über Gleis 4 Pbf nach Gleis 3 Sbf wollte. Ich habe nicht ein Fahrzeug vom Stellwerk aus sehen können bei diesem Nebel mit Sichtweite 10 m. Wir verständigten uns mit Fernsprecher und über Hornsignale, weil selbst die optische Winkerlampe nur 10 m weit zu sehen war. Und es gab keinen Unfall. Denn eine akkurate Verständigung war immer das A und O. Das mal zum Thema, wenn wieder eine fehlende PZB oder andere fehlende Technik als Ursache herausgestellt werden sollte. Es wird immer zu menschlichem Versagen kommen selbst bei bester Technik. Die Frage ist eben nur, wie gut sind die Leute ausgebildet, dass sie ihre hohe Verantwortung wahrnehmen ohne sich zu sehr auf die Technik zu verlassen.
Tschüs
Norbert
