Schweres Zugunglück In Sachsen-Anhalt

  • Ich habe gerade in den Nachrichten gehört, dass die Staatsanwaltschaft jetzt gegen den Tf des Güterzuges wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr ermittelt ...

  • Also, nach aktuellem Stand der Dinge, hat der Tfz des Güterzuges SCHEINBAR die Hauptschuld an dem Unglück. Ich bin aber der Meinung, dass die DB hier MINDESTENS eine gewisse Mitschuld hat. Einerseits aufgrund von fehlender PZB, andererseits finde ich Formsignale in der heutigen Zeit auch, sagen wir mal nicht mehr zeitgemäß, allein wegen der Sichtbarkeit bei schlechter Witterung, wie zB. zum Zeitpunkt des Unglücks.

  • Rechtlich gesehen hat sie, nach diesem Standpunkt der Ermittlungen, aber keine Schuld!

  • Einem Zeugen zufolge soll der 41-Jährige Lokführer des Güter-
    zuges möglicherweise ein Haltesignal überfahren haben, infolge
    dessen kam es zu dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt.


    Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren
    gegen den Lokführer eingeleitet. Wie Staatsanwaltschaft und
    Polizei heute mitteilten, besteht ein Anfangsverdacht der fahr-
    lässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und der
    Gefährdung des Bahnverkehrs.

  • jetzt war zu hören , das der TF nicht in der ersten Lok war weil diese defekt gewesen sein soll.. was da dran ist konnte man nicht heraushören. Die Medien leben nur von Spekulationen... Solange der endgültige Bericht nicht veröffentlicht wurde mit allen Fakten ist alles nur Raten und Spekulieren.
    Einfach Abwarten. Die die dran arbeiten wissen was sie tun und haben viel mehr Informationen .

  • Solche Ermittlungen werden immer automatisch gestartet von der Staatsanwaltschaft.
    Meistens erst gegen Unbekannt und nach Vorliegen aussagekräftiger Verdachtsmomente dann gegen Beteiligte des Vorfalls.


    g'ice

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    jetzt war zu hören , das der TF nicht in der ersten Lok war weil diese defekt gewesen sein soll.. was da dran ist konnte man nicht heraushören.


    Waren mehrere Loks vor dem Güterzug?
    Kein Tf der Welt würde sich in 'ne zweite Lok setzen, wo er weder Signale noch sonstwas am Gleis im Auge hat.
    Auch wenn nix passiert, wenn das jemand sieht wäre er umgehend seinen Job los.


    Zitat

    Die Medien leben nur von Spekulationen... Solange der endgültige Bericht nicht veröffentlicht wurde mit allen Fakten ist alles nur Raten und Spekulieren.


    Mir tut der Tf richtig leid,
    selbst wenn er schuld hat, jeder baut mal Scheiße im Leben, die er später bereut,
    hier war's wohl (vermutlich) kleine Ursache, große Wirkung...
    Würde mich nicht wundern, wenn der Tf dem Druck nicht mehr standhält :shock:

  • Also ich muss mich jetzt hier auch mal zu Wort melden, von wegen "PZB auf Strecken erst ab 100 km/h". Denn da muss ich sagen, dass das, ja mit Verlaub, Krampf ist. Denn hier muss man sich doch einfach mal die Realität ansehen: Wie Basti schon gesagt hat: Im Saarland ist soziemlich jede unwichtige Nebenbahn mit PZB ausgestattet. Und das selbe kann ich auch von Bayern sagen: Strecken wo 90 gefahren wird, und auch auf welche wo vieleicht nur 50 gefahren wird, überall findet man PZB. Und schon alleine Dehalb, finde ich es Schwachsinn wenn hier behauptet wird, dass PZB Streckenseitig erst ab 100 km/h benötigt wird. Wie das in Österreich (-> schimli) ist, kann ich nicht beurteilen, denn da kenne ich mich nicht so aus, jedenfalls ist es in Deutschland so, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die DB Geld für etwas ausgibt, für das sie garkein Geld ausgeben müsste.
    Soviel dazu...


    Zu dem Unglück kann ich nur sagen: In den Medien wird viel spekuliert, auch manchmal echter Schmarrn verzapft.
    Und auch von meiner Seite ein herzliches Beileid an alle Angehörigen, und auch Genesungswünsche an die Verletzten.


    MfG Niklas

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Also ich muss mich jetzt hier auch mal zu Wort melden, von wegen "PZB auf Strecken erst ab 100 km/h". Denn da muss ich sagen, dass das, ja mit Verlaub, Krampf ist. Denn hier muss man sich doch einfach mal die Realität ansehen: Wie Basti schon gesagt hat: Im Saarland ist soziemlich jede unwichtige Nebenbahn mit PZB ausgestattet. Und das selbe kann ich auch von Bayern sagen: Strecken wo 90 gefahren wird, und auch auf welche wo vieleicht nur 50 gefahren wird, überall findet man PZB. Und schon alleine Dehalb, finde ich es Schwachsinn wenn hier behauptet wird, dass PZB Streckenseitig erst ab 100 km/h benötigt wird. Wie das in Österreich (-> schimli) ist, kann ich nicht beurteilen, denn da kenne ich mich nicht so aus, jedenfalls ist es in Deutschland so, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die DB Geld für etwas ausgibt, für das sie garkein Geld ausgeben müsste.
    Soviel dazu...


    Ich denke, es geht darum, ab wann PZB gesetzlich vorgeschrieben ist...
    Wie man auf vorherigen Seiten lesen konnte, wurden in Ostdeutschland nur relativ wenige Strecken frühzeitig mit PZB ausgerüstet, im Westen war das wohl anders.
    SIcher macht PZB überall Sinn, wo regelmäßiger Verkehr herrscht... ob es vom Gesetzgeber vorgeschrieben wurde, steht auf einem anderen Blatt.


    Die EBO sagt hierzu in der Tat in §15 folgendes:


    Zitat

    (2) Strecken, auf denen mehr als 100 km/h zugelassen sind, müssen mit Zugbeeinflussung ausgerüstet sein, durch die ein Zug selbsttätig zum Halten gebracht und ein unzulässiges Anfahren gegen Halt zeigende Signale selbsttätig verhindert werden kann.

  • Meiner Meinung nach müsste auf jeder Strecke, auch Nebenbahnen Zugbeeinflussungssyteme installiert werden oder sein..
    Wir leben in einen forschrittlichen Technikstaat und nicht in Indien oder Pakistan, daher könnten wir uns das sehr wohl erlauben.


    Geld für Berlins Gewächshaus hat man ja auch gehabt, Stuttgardt ebenso.
    Sicherheit geht vor allen anderen Dingen vor, da zählt jedes Leben.


    g'ice

  • @Basti: Ja, das ist natürlich ein Argument, aber wenn man da weiterliest, steht auch da, dass die Landesbehörden etc. hier eine Ausrüstung mit Zugbeeinflussungsanlagen vorschreiben können. Und wenn eben besagte "unwichtige, langsam befahrene" Nebenbahnen in Bayern, im Saarland und wahrscheinlich auch in den anderen alten Bundesländern eine Zugbeeinflussungsanlage aufweist, dann kann man wohl unterm Strich sagen, dass alle Strecken mit Zugbeeinflussungseinrichtungen ausgestattet sein müssen, und wahrscheinlich bei den Strecken in den neuen Bundesländern nur eine Ausnahme gemacht wird, weil die Zugbeeinflussungseinrichtungen noch nicht vorhanden sind, eben weil sie die DR in dieser Hinsicht vernachlässigt hat. Das ist jedenfalls ein (für mich) logische Schlussfolgerung, die natürlich gerne wider- oder belegt werden kann.


    MfG Niklas

    Einmal editiert, zuletzt von Trainmaster ()

  • Zitat von Basti

    Waren mehrere Loks vor dem Güterzug?
    Kein Tf der Welt würde sich in 'ne zweite Lok setzen, wo er weder Signale noch sonstwas am Gleis im Auge hat.
    Auch wenn nix passiert, wenn das jemand sieht wäre er umgehend seinen Job los.


    Waren 2 Vossloh G 1700-2 BB darauf.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Vossloh_G_1700-2_BB
    Insofern trifft es hier nicht ganz zu, dass er aus der hinteren Lok nichts gesehen hätte. Aber worauf die hinaus willst ist mir schon klar.


    Zitat von ice

    Meiner Meinung nach müsste auf jeder Strecke, auch Nebenbahnen Zugbeeinflussungssyteme installiert werden oder sein..
    Wir leben in einen forschrittlichen Technikstaat und nicht in Indien oder Pakistan, daher könnten wir uns das sehr wohl erlauben.


    Geld für Berlins Gewächshaus hat man ja auch gehabt, Stuttgardt ebenso.
    Sicherheit geht vor allen anderen Dingen vor, da zählt jedes Leben.


    Genz deiner Meinung.
    Zumal diese Strecke ja, was ich in anderen Foren bisher gehört habe, durchaus Hauptstrecken-Charakter hat, auch wenn sie nur eingleisig ist.


    Wie gesagt: meiner Meinung ist es nicht vertretbar in der heutigen Zeit, Strecken zu haben, wo es kein Zugsicherungssystem gibt. Das nächste wären dann die Formsignale.

  • Ich vermute mal der TF hat die Notbremse eingeleitet und ist dann abgesprungen ,weil er den entgegen kommenden Zug schon sah.
    Er musste auf der Lok gewesen sein, da die Sifa nicht (mit nachhilfe) täuschbar ist.Ich glaube wohl kaum das der TF die Sifa aus hatte.Wie hätte er denn auch auf die andere Lok kommen sollen?
    Was der Sicherheit angeht, stimme ich Ice zu.

  • Es ist aber doch etwas unerklärlich wie der Lokführer in die zweite
    Maschine gekommen sein soll. Er hätte den Zug zumindest anhal-
    ten müssen. Es kann wohl kaum angehen daß der TF bei Dunkel-
    heit und Nebel sowie Minusgraden auf den Puffern der Lokomoti-
    ven herumturnt.
    Es bestünde doch die Gefahr daß er abrutscht und vielleicht be-
    wustlos zwischen den Loks hängenbleibt. Man stelle sich einmal
    dieses Szenario vor...

    Einmal editiert, zuletzt von joachim ()

  • Hi,
    wie gesagt, soweit ich weiß hatte die Lok Sifa und hätte eh nach so ca.30 Sekunden
    eine automatische Notbremse eingeleitet.
    Das mit der Sache das er auf der anderen Lok war, finde ich ist quatsch von den Medien.Das alleine schon wäre Lebensgefährlich gewesen zur anderen Lok zu klettern.Vielleicht ein Fehler bei der Zugmeldung?

  • Zitat

    Das mit der Sache das er auf der anderen Lok war, finde ich ist quatsch von den Medien.


    sign ...


    Zitat

    Es ist aber doch etwas unerklärlich wie der Lokführer in die zweite
    Maschine gekommen sein soll. Er hätte den Zug zumindest anhal-
    ten müssen.


    Mit Sicherheit denkt man in einer solchen Situation an alles, aber nicht ans abbremsen/anhalten. Rette Deine Haut ....
    In dem Moment, wo Du einen Zusammenstoss für unausweichlich hältst machst Du, daß Du wegkommst ... möglichst weit.
    Der Tf wird versucht haben sich in Sicherheit zu bringen. Und da bei rund 80 km/h ein Absprung nicht in Fage kam, hat er versucht sich möglichst weit nach "hinten" zu bewegen. Wahrscheinlich panisch und "koste es was es wolle" .... so stelle ich mir das vor.


    Tragisch das Ganze ... und das es nicht hätte passieren müssen, nun ja ... das ist wohl Fakt.


    Nun ist es nunmal so geschehen. Die Auswertungen werden die Wahrheit ans Licht bringen und den Medien weitere heikle Schlagzeilen bescheren.

    Einmal editiert, zuletzt von Mueller ()

  • Zitat von Basti


    Mir tut der Tf richtig leid,
    selbst wenn er schuld hat, jeder baut mal Scheiße im Leben, die er später bereut,
    hier war's wohl (vermutlich) kleine Ursache, große Wirkung...
    Würde mich nicht wundern, wenn der Tf dem Druck nicht mehr standhält

    Eine solche Belastung ist mehr, als man als Mensch normal verkraften kann.


    Die Medien schießen sich jetzt auf die fehlende Indusi ein, oder neudeutsch PZB90. Ich muss zugeben, das hat auch mich überrascht, 17 Jahre nach juristischem Ende der Reichsbahn. Und natürlich wird man überflüssige Prestige-Projekte wie Stuttgart21 der Politik aufs Brot schmieren. Formal nach EBO kann man sich zwar herausreden. Aber auch der wenig eisenbahn-bewanderte Bürger wird ins Grübeln kommen, wenn er sich vergegenwärtigt, wo seine Steuergroschen für die Schiene versenkt werden.


    Leider hat auch die Deutsche Bundesbahn eine Tradition mit systemimmanenten Risiken. Konventionelle beschrankte Bahnübergänge sind für mich immer das krasseste Beispiel. Nicht der Bahnübergang an sich stellt die Gefahr dar, sondern das wahnwitzige "Sicherheitskonzept" des nicht quittierungspflichtigen Mithörens der Zugmeldungen. Da war die Reichsbahn weiter - nach bitterböser Erfahrung.


    Zurück zur Bundebahn: 1971 stießen bei Radevormwald-Dahlerau ein Güterzug und ein Schienenbus zusammen. Der Schienenbus war eine Sonderfahrt für den Abschlussjahrgang einer Radevormwalder Schule. Über 40 Tote, darunter ehemalige Klassenkameraden von mir. Der Güterzug, der von Radevormwald kam, hätte in Dahlerau die Kreuzung abwarten müssen. Sicherungstechnik an unserer Strecke war minimal. Die Bahnhöfe hatten Einfahr- aber keine Ausfahrsignale. Streckenblock gab es nicht (hätte hier allerdings nicht geholfen). Und Zugfunk existierte schon gar nicht.


    Der Fdl in Dahlerau wollte den Güterzug mit der Kelle stoppen, die damals noch eine rote Seite hatte. Der Tf der V100 hat das möglicherweise falsch verstanden.


    In der Folge dieser Katastrophe wurde die rote Seite des Befehlsstabes DB-weit abgeschafft, Dahlerau bekam Ausfahrsignale und Fahrzeuge und Strecke wurden mit einfachen mobilen Funkanlagen ausgerüstet. Zwei Jahre später wurde der Personenverkehr eingestellt. Die Strecke fiel der Wuppertalsperre zum Opfer.


    Der Fdl aus Dahlerau hat sich das Leben genommen. Ich kannte ihn vom Sehen.

  • Zitat

    Ich muss zugeben, das hat auch mich überrascht, 17 Jahre nach juristischem Ende der Reichsbahn. Und natürlich wird man überflüssige Prestige-Projekte wie Stuttgart21 der Politik aufs Brot schmieren.


    Ich habe es mir etwas einfacher, oder sagen wir "Wutbürger-näher" gedacht ... für son Scheiß ist Geld da ... aber in die bestehende Infrastruktur zu investieren ...
    Nö danke, is doch gut so, läuft doch.


    Schon irritierend ...
    Und die Diskussion wird um so anstrengender, nachdem nun tatsächlich etwas passiert ist. Was wäre wenn ....

    Einmal editiert, zuletzt von Mueller ()

  • Inzwischen ist das Gerücht, der Lokführer habe gar nicht in der
    vorderen Lok gestanden, sondern in der dahinter fahrenden, zu-
    sätzlichen Maschine, was im Übrigen auch verboten wäre, aus-
    geräumt. Technisch wäre es auch nicht möglich.

  • @ ARD: bei Beckmann Diskussionsrunde über das Unglück.


    "Toller" Versprecher grade: "Wir werden versuchen das in Zukunft zu verhindern, so etwas auszuschließen..."